Michael Smolenicky
Architekt ETH
Almastrasse 16
8708 Männedorf
Comedia
Umbau




Umbau des Hauptsitzes der Mediengewerkschaft Comedia, Monbijoustrasse 33, Bern
Das um die Jahrhundertwende als Wohnhaus erbaute, fünfgeschossige Gebäude wird bereits seit längerer Zeit als Bürogebäude genutzt. Durch seinen auch für die umliegenden Häuser charakteristischen Baustil fügt es sich in das zentrumsnahe, städtische Quartier ein. Seine Lage wird frontal durch die stark befahrene Monbijoustrasse bestimmt, auf seiner Rückseite dehnt sich der weitläufige Monbijoupark aus. Die einzelnen Geschosse des Hauses sind jeweils in gleicher Weise als Fünfzimmerwohnungen organisiert. Die Ausnahme bildet das Dachgeschoss.
Beim Umbau erfährt die Gebäudestruktur im Bereich des Erdgeschosses die einschneidendste Veränderung. Dort entsteht die für die Funktion des Gebäudes als Hauptsitz unerlässliche Eingangshalle mit Empfangsbereich und einer zum rückwärtigen Park hin orientierten Cafeteria. die oberen Geschosse werden abgesehen von geringfügigen Eingriffen im wesentlichen nur saniert. Besondere Bedeutung kommt der Behandlung der Innenwände im ganzen Gebäude zu.
Die zentrale gestalterische Idee des Umbaus verdeutlicht zum einen die gutenbergschen Ursprünge der Medien. Andererseits beruht sie auf der Tatsache, dass die Stärke und damit der Einfluss einer Gewerkschaft in grossem Mass von der Anzahl ihrer Mitglieder abhängt. Diese Beziehung soll insbesondere im Kontext des Hauptsitzes räumlich umgesetzt und sichtbar gemacht werden.
Zu diesem Zweck werden alle Innenwände des Gebäudes mit den Namen der rund 25'000 in der Comedia organisierten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen von Hand bedruckt. Diese anspruchsvolle Arbeit wird hauptsächlich von Grafikern unter mithilfe von Schülern der Fachhochschule für Gestaltung ausgeführt. Zuvor werden die Wände von Geschoss zu Geschoss in zunehmend heller werdenden Grautönen gespritzt. Die Tonskala reicht von einem hellen Grau im Erdgeschoss bis zu einem Reinweiss im dachgeschoss. Die Technik des Farbauftrages verleiht den Wänden eine strukturlose, papierähnliche Glätte. Der Druck der Namen erfolgt mit einer das Licht reflektierenden Folie. Gleichzeitig lockert sich mit zunehmendem "Zeilenabstand" die einem fortlaufenden Text gleichende Namensstruktur.
Die verschiedenen Aspekte dieses Gestaltungsmittels entfalten gemeinsam eine Wirkung, die sich zur Metapher des Wesens der Institution verdichtet. Das an Dokumente erinnernde Papier und die zu einem ganzen vereinigten Namen visualisieren die mit der Mitgliedschaft eingegangene Bereitschaft des einzelnen zu gemeinsamem Handeln. und die Verbindung der Wand mit den Namen - denen durch den Glanz der Schrift eine zurückhaltende, aber stete Präsenz verliehen wird - unterstreicht die Gemeinschaft von einzelnen als tragendes Element und damit gleichsam als Fundament der Gewerkschaft.